Das als Waldhufendorf angelegte Mittelbach wurde erstmals 1331 urkundlich erwähnt. In dieser Urkunde wird dem Ort bestätigt, dass er einen Gasthof haben darf. Zunächst gehörte Mittelbach der Herrschaft Rabenstein an, kam aber vermutlich schon vor 1375 an das Chemnitzer Benediktinerkloster und dann 1546 an das kurfürstliche Amt Chemnitz – lediglich ein einziges Gut in Mittelbach, ein „Richtergut“ blieb davon unbetroffen. Die obere und niedere Gerichtsbarkeit steht nun dem Amt Chemnitz zu. Doch die rechtliche Unabhängigkeit des „Richtergutes“ wird 1548 zugestanden.
Im Dreißigjährigen Krieg verlangten durchziehende Truppen unerträglich hohe Abgaben und plünderten auch. Am 4. April 1639 kommt es nahe dem heutigen unteren Ortsausgang (Richtung Reichenbrand) am „roten Hübel“ zu einem Gefecht zwischen kaiserlichen und schwedischen Truppen. Gefallene wurden hier bestattet.[1]
1729 wurde zwar mit der Strumpfwirkerei begonnen, aber eine Industrie setzte sich hier nur spärlich durch. Im 19. Jahrhundert gab es noch zwei Ziegeleien.
Mittelbach war vom 19. Jahrhundert bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts geprägt von mittelständischen Textilfabriken (darunter Eiding, Hähle, Herzog und Nestler) und mittelbäuerlichen Betrieben. Außerhalb der Ortslage, am Landgraben, gab es ein großes Mineralölwerk (die „Ölbude“). Der Ort hatte eine ausgewogene kommunale Infrastruktur. Seit 1914 war er an das Hochdruck-Trinkwassernetz angeschlossen, seit 1915 an das Gaswerk Siegmar. 1948 gab es im Ort u. a. das 1908 erbaute Rathaus mit der Gemeindeverwaltung und dem Standesamt, die Grundschule mit Turnhalle, eine Gemeindebücherei, eine Arztpraxis (Dr. Hiersemann), ein Postamt (seit 1888), eine Sparkassenfiliale, eine Verkaufsstelle des Konsums und mehrere Einzelhändler, sechs Gaststätten, vier Bäcker, zwei Fleischer, eine Sattlerei, eine Getreidemühle, zwei Kfz-Werkstätten, einen Schmied und zwei Gartenbaubetriebe. Die meisten Bewohner des Orts arbeiteten in den ortsansässigen Betrieben oder für diese als Heimarbeiter oder in Betrieben in Chemnitz und u. a. in Oberlungwitz.
Seit 1919 bis zum Machtantritt der NSDAP hatte Mittelbach auf dem linken Spektrum neben einer KPD-Gruppe einen großen und kommunalpolitisch einflussreichen SPD-Ortsverein. Zu den ersten Amtshandlungen der Nationalsozialisten gehörte die Inhaftierung missliebiger Mittelbacher. U.a. wurde der Vorsitzende des Sozialdemokratischen Bezirksvereins, Walter Demmler, für mehrere Monate in „Schutzhaft“ genommen und von seiner Funktion als Lagerhalter des Konsums entfernt, weil er sich weigerte, der Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei beizutreten.
Am 1. Januar 1999 wurde Mittelbach nach Chemnitz eingemeindet.
Erzählungen unseres ehemaligen Bürgermeisters und Ortsvorsteher Rainer Neuber.
Boden
In Koch , Hermanns Deich ging mir im Sommer garn boden . Am Deichrand warn Streicher
, do wur ah emol ene Zigarett versucht .Es kunnt doch niemand gut hinsahn .
De Kleder hat jeder off en klenn Haufen getan . Bodhusen kannten mir nich, un nocherts
gings nei ins Wasser .
Enes Toges hatten mir schon lange im Wasser rimgemanövert do saht off emol enner
„guckt, dort qualmts aber „ . Glei ham wir uns nich stören lassen , aber es stieg doch ahner
aus dann Wasser un guckt nei in de Streicher . Ach du Uhgelick. Eh Haufen Kleder standt
in Flammen. Mei Bruder Ewald , dar ä paar Gahr älter war, wie ich, hot ene Zigarett
versucht un off dann Glimmstummel sene Sachen geleht. Von Hemd un dar Unnerhus war
nicht meh ze retten. Nu wos nu machen ? Ar hot weiter nichts azeziehn wie de Husen un
ah die warn tüchtig versengt. Esu durft ar nich ähemm komm. Ich bi nu allene hemm, hab
mich offen Öberbuden geschlichen un aus dar altwaschenen Wäsch Husen un Hemd
gesucht un hobs ne Ewald raus an de Streicher geschafft.
Obends beim Assen saht meine Mutter, wos riecht dä esu versengt ? Mir hatten aber
keene Ahnung un wußten ah ne , wu de Wäsch hie wor, die fahlte, wie unnere Mutter
waschen dod.
Der Koch Hermann hot aber von dann Brand doch etwas derfahrn, dä mir durften nich
meh in dann Deich boden. Wenn mir es doch versuchten, hot ar uns mit dar Pfahrpeitsch
verjagt. Etliche Tog warn verbei un mir dochten, nu kenn mirs boden och wieder emol
versuchen. Unere Klederhaufen hatten mir wieder in dann Streichern liegen un
plantschten feste im Wasser.
Itze wollt sich ener aziehn. „Mene Kleder sei wag“ schrie ar. Mir annern raus aus dar
Drackbrie. Von Klederhaufen keene Spur meh. Nu ham mir dann ganzen kleenen Wald
durchsucht, nicht wor ze finden. Off emol saht ener „Dort drinne läft dr Koch ,Hermann mit
dann Kledern „ Dr Deich wor nämlich weit draußen im Freien un dr Koch, Hermann hat
sich rah geschlichen un de Kleder alle zesamm mitgenomm. Nu standen mir wie dr Adam
un de Eva im Wald un ganz drinne im Dorf liefen unnere Kleder. Es blieb uns nu wetter
nichts übrig, als wie esu wie mir warn ins Dorf zu pilgern, un wie de armen Sünder ne
Koch, Hermann ze batteln, dos ar uns de Kleder wieder gob. Ar hot uns lange zappeln
lassen. Derweil hot uns s halbe Dorf ausgelacht. Es hot sich nämlich fix rimgesprochen,
dos bei Kochs im Huf 12 Paradiesvogeln sei.
Ä gaanz besonneres Original im Dorf war dor Bartelbäck . Ar fühlte sich als grußer starker Mann ,
war aber bluß annerthalb Meter gruß . Breet wor ar , drückte de Brust raus , hatte en Vollbart un off
dr Nos än goldenen Klemmer . Dar Klemmer wackelte egal , dos mar dos Gefühl hatte , als müßt
mar zuspring un dann Klemmer offfang .
Ar hot Ordning in sen Betrieb gehat , dos muß mar sachen . Senne Wasserbrazeln warn in dar
ganzen Gechend bekannt . Ar hat en grußen Jagdhund un wenn mir Buhm nei in dann Loden kamen
un de Mütz nich abnahm,sahte ar ze dann Hund „ Cäsar dann wards warm „ Fix riß dar Hund uns de
Mütz vom Kopp un lecht se unten hie .
Dr Bartelbäck hat ach ewos Landwirtschaft . Sei Schwocher , dr Schulz,Louis tat de Falder
bestellen . Dr Bartelbäck paßt blus off un gob Kommandos. Der Teeps dar do manchmol off dann
Fald wor .Dr Schulz,Louis tot so ackern, wie ar sei Fald och machte . Beim Bartelbäck mußte ar so
tief ackern, dos dar rute Lehm ubendrauf kam . Nie wurden die Zwee ens .
Emol im Harbst war das Korn gehaun un standt in Puppen , lange schu . Alle Bauern hatten das
Korn schon eigefahrn . Ah de Mäd vom Bartelbäck wollten garn eifahrn . Dr Bartelbäck worf sich
in de Brust un saht „wenn ihr Korn eigefahrn habt , fahrts ei , meins bleibt draußen bis es richtig
reif is „. Paar Tog speter gucket dr Bartelbäck früh ze sein Huftur hie un s'blieb ne de Spucke wag .
Fier dann Tor standt äne Kornpupp mit en grußen Plakat „ Mir möchten garne rei „ . Un dann
ganzen Faldwag naus stand ene Pupp hinner dar annern in Reih un Glied offmarschiert . De letzte
Pupp stand gerode noch draußen offen Fald . Dr Baretelbäck wußt vor Wut ne wos ar machen sollt .
Off emol kam ar gut agezung aus ener Kammer mit dar Resetasch in dor Hand , macht vorne naus
dos ar ne bei dann Puppen vorbei mußt un tot verreisen . Ar fuhr nach Berlin , do war ene
Bäckereiausstellung , do wollt ar sowieso mol hie .
De Mäd hom de Puppen in de Schein geschaft . Ze draschen brauchten se nich viel , weil de Kerner
schon ball olle ausgefolln warn .
Noch ä paar Togen kam dr Bartelbäck von Berlin wieder e hemm . De Nos hot ar soweit nach ne
Genick gerückt , dos ar ball ne offen Buden sahn kunnt . Von Korn hat ar ka Wort geredt.
Ohmms'd machet ar ze Eckerts an sein Stammtisch . „ Nu , wos haste de dä in Berlin derlabt „ saht
dr Weidauer,Robert . „ Wos soll es dä do gruß ze erlahm gam „ saht dr Bartelbäck „ Wie ich a kam
un unner de Linden hiescharwenzel , klopft mir änner off de Schulter , ich dreh mich rum , un da
steht dr Bismark in seiner Kürasieruniform vor mir un saht „ Guten Tag Herr Bartel , es freut mich
auch , daß Sie mal zu uns un nach dem Rechten sehn „. Ich hab ne de Hand geschüttelt un gesaht
„Mach när esu wedder , wie bishär .Es war sehr richtig. „ De annern Stammtischbrüder hamm ne
gruß ageguckt , se hatten gar nich gewußt , was fier ä grußer Mann dar klenne Bäck war .
Dr Max ,dr Ernst un dr Fried toten in anner Fabrik arbeiten . Kurz fier Weinachten wollten se ze
dritt sich jeder in Stärkers Wald än Christbahm huln . Dr Ernst wuhnet net weit von dann Wald ,
nahm ne Handsaach mit un geschen Ohmd gings naus . Dr Max un dr Fried wollten sich bei
Togeslicht arscht noch ne Wag begucken , dos se nachharts im Düstern sich wieder ham finden
toten . Nu hamse gewartet bis es finster un de Luft räh war . An Bahm hatten se sich schu jeder
ausgeguckt . Dr Ernst manet , nammt ner en dicken , dann sachen mir ganz unten ab , do habt ihr
nacherts glei Feierholz mit . Se hatten sich desterwachen jeder än tüchtigen Stamm gesucht .
Fix war das Umsaachen verbei un se machten sich fort . Dr Ernst mit dr Sach un sein Bahm nach
der enen Seit ,un de annern zwee nach der annern Seit zu . Wie se aus dann Wald raus warn , kam
off emol ä dicker Nabel gezung . Von en Wag war känne Spur mehr ze fing . Se hom ze erscht
ewing gesucht , zeletzt sinse offs Geradewohl zugeloofen , irgendwu warn mir schu
rauskomm,dachten se.
Se sei nu stundenlang geloofen ,immer dann schweren Stamm off dr Axel . Endlich härten se en
Hund balln-do drauf zu sei se nu gemacht . In dann letzten Häusern vom ganz entgegengesetzten
Dorf kam se an . Dort ham se de Leit geweckt un sich erscht emol ene Saach geborgt , damit se von
dann Bähmern den Stamm abschneiden konnten . Mit dar Spitz sei se nu heem . Drei Stunden
hatten se noch ze lafen . Die Leite haben sich aber nich emol bedankt für das Feierholz , wos die
Zwee von soweit har hiegelecht hatten .
Hier stand früher ein größeres Haus. Dieses wurde 1786 erbaut.
Mitte der 20iger Jahre des vorigen Jahrhunderts war hier einmal eine Gaststätte.
Besitzer war ein gewisser Arno Richter, er wurde aber nur der Richtersack
genannt und so hieß auch die Gaststätte.
Später zog hier ein Kohlenhändler ein. Dann kam der Pumpenbauer Paul
Reinhard mit seinen Geschäft in das Gebäude. Da diese Pumpen aber alle aus
Holz waren, hieß es nur, wir gehen zum Plumpenbauer.
In den späten 50iger Jahren zog der Pester, Kurt mit seiner Firma, die er
während des Krieges in der Kegelbahn und den Nebengelassen des
Sportlerheimes gegründet hatte in das Gebäude. Später hieß diese Firma
Fahrzeugteile und wurde staatlich. Nach der Wende war hier im Speiseraum
eines der Wahllokale für die erste freie Kommunalwahl in Mittelbach.
Da der Herr Simmel gerade das ehemalige KIG wieder in Ordnung bringen lässt,
möchte ich auf dieses Haus etwas zurück blicken.
Zuerst aber noch ein paar Worte zu Herrn Simmel. Relativ kurz nach der Wende kam
Peter Simmel nach Mittelbach und richtete einen größeren Laden in der ehemaligen
Handschuhfabrik Nestler, später ein Werk vom VEB Polar, der jetzigen Wäscherei
Gruner, ein. Dies tat er mit viel Einsatz, er hauste in der Anfangsphase in einem
unmöblierten Raum in der Fabrik. Leider ging er später nach Grüna, um dort seinen
Stammsitz zu errichten. Nun hat er für Grüna etwas sehr Großes geschaffen.
Doch nun zu dem Haus, wo jetzt die Kultur wieder einziehen kann. Zu unserer
Kinderzeit haben wir es ganz anders erlebt. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges war es
als Fleischers Gasthof die zweitgrößte Gaststätte in Grüna. Nach dem Hotel Claus
war auch dieser große Saal wichtig für den Ort. Doch kurz nach dem Krieg wurde
dies alles ganz anders. Die Sowjetarmee zog in diesen schönen Gasthof ein. Plötzlich
stand ein sehr hoher grüner Bretterzaun, der die Sicht zum Gebäude verwehrte, man
konnte nicht mitbekommen, was hinter dem Zaun passierte.
Nach einiger Zeit durften die Soldaten auch als Gruppe die Kaserne verlassen. Auch
wir Mittelbacher Kinder hatten dadurch Kontakt mit den Sowjetsoldaten. Zuerst im
Grünaer Bad. Dort war es für uns immer interessant, was die fremden Soldaten so
trieben. Beim Ausziehen sah ich zum ersten Mal in meinem Leben Fußlappen. Es war
schon recht komisch, wenn nach dem Ausziehen der Stiefel, diese ungewöhnlichen
Dinger zum Vorschein kamen. Erst viel später nach meiner Einberufung hatte ich
wieder Kontakt mit den Fußlappen, denn sie gehörten zur Ausrüstung der Rekruten.
Keiner wusste was man damit machen sollte, später habe ich mal einen kennen
gelernt, der sie benutzte und musste hören, dass er nie Blasen an seinen Füßen hatte,
wir alle anderen hatte genug Blasen gehabt, aber keiner wusste wie es ging.
Die Soldaten hatten im Bad aber auch Ausbildung, so mussten sie ihr ganzes Hab und
Gut in eine Zeltplane legen,obenauf die Stiefel. Dieses Paket musste dann über das
Wasser getragen werden, oder viel mehr vor sich her über das Wasser geschoben
werden, was natürlich bei uns für große Heiterkeit sorgte.
Natürlich gab es auch viel Spaß mit den Soldaten, sie waren sehr kinderlieb und
somit haben wir viel zusammen im Wasser herumgetobt, besonders der im Wasser
liegende große Baumstamm sorgte immer wieder für viel Späße.
Aber auch auf unseren Sportplatz gab es vielmals angenehme Treffen. Da unsere
Mädchen besonders gut turnen konnten, bekamen sie oft viel Beifall von den
Soldaten. Radfahren war für sie das Größte. Vielmals baten sie uns, ob sie mal mit
unseren Rädern fuhren durften, am Anfang waren wir etwas skeptisch, ob wir unsere
Räder auch wieder zurück bekamen, aber es klappte alles. Ich bekam mal aus Dank
ein Sportabzeichen der Armee geschenkt, welch ein großes Ereignis.
Auf alle Fälle kam es zu keinem Vorkommnis bei diesen Treffen.
Natürlich hatten die jungen Soldaten auch zwischenmenschliche Bedürfnisse. So kam
es immer wieder vor, dass welche ausbüxten, um sich mit Frauen geheim zu treffen.
Unser Nachbar hatte eine junge Magd, die von unseren Männern nicht angesehen
wurde, aber für die Sowjets gerade richtig war, da sie etwas abseits wohnte, aber für
die Freier sehr gefährlich. Wenn heraus kam, das einer fehlte, ging das Treiben los.
Sie wussten sehr schnell, wo sie hinfahren mussten. Also kamen sie zum Nachbar
und forderten Einlass. Der Liebhaber bekam dies meistens mit und versuchte über das
Fenster zum Misthaufen zu fliehen. Die Hatz ging los. Nun rannten der Täter und
hinterher die Häscher durch das Getreide. Wir konnten dies mehrfach erleben, immer
gewannen die die Fänger. Dann wurde der Gefangene regelrecht grausam zusammen
geschlagen und auf das Auto geworfen, ohne die Bordwand herunter zu lassen.
Für uns immer eine großes Erlebnis.
Dies ging bis 1957, dann wurde diese Truppe abgezogen.
Unser Ort ist ein typisches Bauerndorf gewesen. Das größte Anwesen war das
Lehngericht, heute im Besitz von der Familie Schettler mit mehreren
Gewerken.
Zu DDR-Zeiten wurde hier die erste Landwirtschaftliche
Produktionsgenossenschaft des Ortes gegründet. Dies geschah, als die Familie
Riedel als Vorbesitzer nicht mehr in der Lage war, dieses großes Grundstück zu
bewirtschaften. Nach und nach mussten mehrere Bauern in diese LPG eintreten,
da sie von der Obrigkeit dazu gezwungen wurden. Es kam danach zur
Gründung einer zweiten LPG, damit waren faktisch alle berufstätigen Bauern in
das staatliche Gefüge eingegliedert. Durch diese Maßnahmen wurde die
Landwirtschaft völlig verändert, es gab für die meisten Bauern keine Zukunft
mehr auf Sebstständigkeit, die meisten Nachkommen wanderten in andere
Berufe ab, somit war auch nach dem Mauerfall ein weiteres Bestehen des
selbstständigen Bauernhofes nicht mehr möglich. Nur 3 Bauern blieben als
eigene Bauerngüter übrig, alle anderen wurden weiterhin in einer
Genossenschaft beschäftigt bzw. wurden die Felder genossenschaftlich
bearbeitet.
Nun will ich nochmals in die Zeit vor der Bildung der Genossenschaften
blicken. Neben den größeren Bauerngütern gab es ja in Mittelbach auch noch
viele kleine Anwesen, die nebenberflich bewirtschaftet wurden. In der Vor- und
Nachkriegszeit war es für diese Leute eine wichtige Grundlage fürs Überleben.
Da sie aus dem Ertrag zu wenig Geld verdienten, mussten sie andere
Tätigkeiten suchen, um zu überleben. So war das auch bei unseren Großvater.
Mit 3 Hektar Grundstück konnte man nicht für die Familie sorgen. Genau wie
bei vielen kleinen Wirtschaften, wurde auch bei meinen Großvater ein Webstuhl
angeschafft. Nun wurde kräftig, auch manchmal bis spät in die Nacht hinein
Leinen gewebt. Diese Arbeit war für die Leute gut organisiert,
Enne schiene klenne Kneipe wor dos in Mittelbach un darieber hinaus bekannte Tal der
Liebe .Frieher wor es enne Kneipe fier de ganze Familie , bei Naumanns , so hieß der
Besitzer , konnte man ah hausen sitzen un gemietlich enn Kaffee trinken . Speter wurde
ahm Weidauers draus un de Tochter , de Erna , iebernahm dos elterliche Geschäft , aber
de Erna hieß nur Miene ,so hieß es , mir gihn mol zur Weidauer Miene .
De Zeiten hatten sich durch dan Kriech geennert , de mesten Familien hotten ke Gald um
eizekehrn ,so trofen sich fürderhin de Manner in dan Lokal , un dos so oft es ging .Nach
und nach trof sich nun alles , wos Rang und Namen hatte . Scheder dar wos ze hanneln
hatte , kohm zer Miene. In der schlachten Zeit wurden ah viele Viecher un Naturalien an
Mann gebracht . So kaafte der Sehr- Papp ah mol e Schof , dos blind wor , dr Papp hot
dos aber gor ne gemarkt , erscht derhemm fiel ollen dos off , dos dos Vieh immer im Kreis
rumrannte , weil es schah ne wußte , wu es hinsollte .
Dr Sehr-Papp wor a enner vun de Stammgest ,ar hotte schah immer e bißl Durscht , um
dan ze stillen wurde a gans schnell mol enne Henn geschlacht oder paar Taum dr Hals
umgedreht . Dottermit gings zur Miene un es gob immer Abnehmer die dan Papp ze e
paar Bier verholfen doten .
Sei Gung , der Gruße , so heest dr Gottfried , weil ar ahm sehr gruß is , hatte echentlich
sei Geschäft in Huhnsteen,wor aber a viel do . Dr Gruße hannelte aber ne mit Geflichel ,
bei dann gings nur um de Pfaar . So wurde a schnell mol e Pony in dr Gaststätt an dos
Billard gebunden un so lange gehannelt bis dos klenne Pfaar seinen neuen Harn gefunden
hatte .
Ehmol hatte dr Allihn , Felix un sei Kumpel ausgemacht ,dos se bei dr Miene enne
Lokalrunde gahm un ze sahn ,sie hättn en Fünfer im Lotto , wos aber gar nich wahr war .
So was ward scha schnell bretgetrahn un als dr Felix spet ohmsd hemm kam , wehnte
seine Mutter un sahte : „Olle wissen , dos du gruß gewonn hast , nur ich ne . „
Enner dr Stammgäst wor dr Falke -Maler mit seinen Dreirad . Mir Kinner worteten bis dr
Maler nach e paar oder ah etlichen Biern hemm wollte ,do kahm unnere gruße Stund . Mir
sinn raus aus unseren Verstecken un ham dan dreirädichen Karrn angehalten , do konnt
dr Wiily , dar so kleen wor , dos ar beim Fahrn durchs Lenkrad gucken mußte , efach ne
lus fahrn . Eh dar dann wieder aus seiner Hitsch rauskahm , warn mir schunn wieder
verschwunden .
Es gob a immer mehrere Skatrunden bei dr Miene . Enner dar immer off Skat aus war ,
war dr Schmidt , Felix , dr Fleeschermester , dar sein Loden off dr Dorfstroß hatte , wu
itze de Schädlich , Heike ihren Friseursalon hat . Beim Felix kahms a off e paar Stunden
ne an , wenn ar bei seinen Karten soß .
Zwischenzeitlich hatte de Miene a geheiratet und hieß nun Frau Rothemann . Ihr Mann
stammte nicht aus Mittelbach und sprach ein astreines Hochdeutsch , deshalb dachte ich
immer , dos muß e gans Gescheiter sein , ob es so war , weiß ich nicht . Ar paßte uff alle
Fälle ah in de Kneipe .
Wie die Lokalität echentlich zu dan Nahm „Tal der Liebe“ kam, wess ich ne richtich ,ich
kann mir vorstelln , dos dos etwas sarkastich gemehnt wor , denn soviel ich in de Kneipe
mußte oder ah neigucken kunnt , wor außer dr Miene nur noch de Asta ze sahn .De Asta
war e grußes un kräftiches Weib un war als Machd bei Reinholds agestellt . Se dot ah
gerne e klewas trinken un kunnt a schimpfen un wattern , dos dan Manner oft de Luft wag
blieb. Wenn die mit am Rundtisch soß, wor immer etwas lus, aber enne gruße Liebe in
echentlichen Sinn wor do wuhl ne derbei. Off alle Fälle wor es ke anrüchisches
Etablissement .
Ich mußte nämlich als Kind immer zer Miene gien , wenn mir Besuch krichten . Do saht dr
Papp „ Namm mol dos Milchkriechl un hol mol Bier „ . Do hat ich immer de Schnauz voll ,
denn als Gung wurd mar immer so blöd von dan Kneipengängern ageklotzt , wenn mar
mitn Kriechl kohm . Es holf aber alles nicht , de Manner wollten schah Bier trinken .
Hemmzu hob ich zwar manchmol dan Schaum gekost , domols hot ar mir noch ne
geschmeckt .Je äiter de Miene wurde , wurden ah de Gäst immer weniger un die immer
noch kahmten ,warn a immer dieselm , sodaß dies wie enne klenne Familie wor ,de Gäst
kunnten sich glei salber dos Bier rauslossen , wenn de Miene ze faul war , uffzestiehn.
Um neinzehnhunnertsechs-siemfutsch gings mitn „ Tal der Liebe“ ze Ende .
Schon im de Himmelfahrtspartie hat de Selm ihren Karl gebracht . Se meente , dos alle Saufluder
kimmt doch blus benebelt wieder äheem .
Im Januar machet der Gesangsverein , wu der Karl neigehäret , wieder äne Ausfahrt mit ne
Schlitten. Schwarz natürlich . Dos häst une Weibsen . Dä wos mer lieb un wert hat , läßt mar
derheem , meente dar Vürstand . Diesmal ließ sich der Karl nich halten , ar machet mit . Sanner
Selma hat ar aber huch un heilich versprochen „Gesuffen wart nich „ . Abends kam die ganze
Kolonne wieder feuchtfrölich in der Sängerhalle an . Der Karl hat doch ewing Schlagseite gehatt ,
un um bei der Selma ä gutes Gesicht ze sah , hot ar ihr ewas mitgebracht . Unerwegs sah ar bei en
Bäck sitte feine Pfannkuchen (mir sahten blus Vosenkrappeln , weil es sitte Dinger immer zen
Vosendienstig gob ) Ar rücket nei un ließ sich äne Tüt voll packen „Namm ner äne gruße Tüt „ saht
der Karl „damit mer se nicht rausfalln , ich muß weit dermit . „
Inder Sängerhalle wur nu noch zen Abschied etliche warme Korn getrunken . Es war tüchtig kalt
draußen , doderzu noch Glatteis un do mußten die Mannsen erscht noch emol tüchtig einheizen ,
damit se wieder warm wurn . Endlich gings äheem . Aber du Uhgelick , wie se ä Stück fort warn ,
ging dos Gerutsche of dann Eis lus . Dar un gener fühl hin , weil se doch nich su fest of de Beene
warn . Och ne Karl hats erwischt . Zum Uhgelick fiel och noch die Tüt mit dann Pfannkuchen of de
Stroß . Na ar hot die Krappeln wieder eigesackt . Aber ar wußt gar nich wie dos kam , die Tüt war
voll un ar hot sich och noch de Manteltasch vollgesteckt un immer noch logen welche off der
Stroß . Derheem hat ar dann ganzen Kram off ne Küchentisch geleht un is glei ins Bett . Früh wie
de Selma in de Küch kam , hot se erscht ewing geschnuppert un nachhar sog se de Bescherung . Der
Karl hat bei dann eisacken von Krappeln och Pferdekrappeln mit derwischt , deshalb ging das Zeig
nich meh in der Tüt . In der Nacht war aber olles aufgethaut un do hot de Selma ken Appetit meh
ran gehabt .
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